Die Geschichte der Ehe
Die Zeiten ändern sich
Auch wenn uns die Ehe als eine traditionelle und bereits seit Gedenken existierende Organisationsform des zwischenmenschlichen Zusammenlebens erscheint, verhält es sich in Wirklichkeit ein wenig anders. Dieser Artikel soll daher die Evolution der Ehe von der Frühzeit bis ins Heute nachzeichnen.
Die Monogamie als kulturell höchste Eheform
Zu Beginn der Menschheit soll nach Ansicht von Evolutionswissenschaftlern Promiskuität geherrscht haben, ehe sich diese anschließend zur Gruppenehe und schließlich zur Monogamie entwickelt hat. So wurde die Monogamie als die kulturell am höchsten stehende Eheform betrachtet. Dennoch scheinen monogam lebende Völker nach den vorhandenen Dokumenten in vorchristlicher Zeit wenig verbreitet gewesen zu sein. So stellen auch heute noch strenge Monogamie praktizierende Gesellschaften eine deutliche Minderheit unter den menschlichen Kulturen dar. Vor allem durch die Expansion monotheistischer Religionen, die erfolgreiche Ausbreitung europäischer Normen und Werte seit dem 15. Jahrhundert und die christliche Missionierung wurde die Monogamie in vielen Regionen der Welt zur vorherrschenden Eheform. Dennoch war Monogamie im alten Judentum kein Zwang und ist auch im zeitgenössischen Islam nicht die Regel.
So war die Eheschließung primär vermutlich ein Friedens- und Bündnisvertrag zwischen Sippen und Clans und galt bereits seit der Antike auch als eine Voraussetzung für den Beginn einer Familie. Die Installierung der Ehe diente auf diese Weise auch den Zwecken religiöser und weltlicher Eliten.
Im Mittelalter war die Ehe gestattungspflichtig
Im Mittelalter war es im westlichen Europa längst nicht allen Menschen möglich zu heiraten. Von dem jeweiligen Grund- oder Gutsbesitzer sowie von entsprechenden Stellen in der Stadt (Magistrat, Gilde, Zunft) wurde nur demjenigen die Ehe und Familiengründung gestattet, der auch in der Lage war eine Familie zu unterhalten. Durch diese Gestattungpflicht war mehr als die Hälfte der Bevölkerung von der Heirat ausgeschlossen, was unter Berücksichtigung der damals herrschenden religiösen und ethischen Grundsätze zugleich den faktischen Ausschluss von der Möglichkeit bedeutete, Kinder zu zeugen und eine Familie zu gründen.
Diese Auflagen herrschen jedoch nicht mehr und die liberalere sexuelle Praxis sowie die verhältnismäßige Einfachheit von Scheidung innerhalb des gleichen nationalen Rechtssystems und Wiederverheiratung haben bei den westlichen Kulturen zu einem Anstieg der seriellen Monogamie im christlichen Einflussbereich geführt.
Gemein ist allen bekannten Zivilisationen hingegen das Inzesttabu. So verbieten fast alle Völker die Ehe zwischen Bruder und Schwester und vielfach auch die zwischen Verwandten zweiten Grades.